Huntsman Elite heißt Razers neues Premium-Gaming-Keyboard und der nach der Riesenkrabbenspinne benannte Nachfolger der Black Widow Chroma V2 hat mehr als nur Neuerungen beim Design und der Ausstattung auf Lager. Razers Opto-Mechanical Switch gibt hier sein Debüt, dessen innovative Technik, wie der Name verrät, Optik und Mechanik miteinander kombiniert.
Wenn der Peripheriespezialist Razer in der Vergangenheit ein neues mechanisches Keyboard auf den Markt gebracht hat, präsentierte man mit dem Debütanten in der Regel auch einen neuen Tastenschalter. Razers erstes Mecha-Modell war die Ur-Black Widow, die damals mit Cherrys MX-Blue-Tastern bestückt war. Es folgten Varianten wie die blau beleuchtete Ultimate-Version (ebenfalls Cherry MX Blue), die mit den leisen Cherry-MX-Brown-Schaltern angebotene Stealth Editon (2011) und die 2013er-Variante der schwarzen Witwe, bei der Razer die Beleuchtungsfarbe von Blau auf Grün änderte.
Bei der Black-Widow-Neuauflage von Anfang 2014 setzte Razer dann erstmalig auf selbst produzierte Tastenschalter. Die Green- und Orange-Taster wurden zwar in den Werken von Kailh gefertigt, da Razer dem chinesischen Hersteller aber nach eigenen Angaben klare Vorgaben hinsichtlich Fertigungsablauf und Fertigungsqualität gab und deren Einhaltung auch kontinuierlich überprüfte, ist die Bezeichnung Razer-Tastenschalter legitim. Die haptisch/akustisch taktile grüne Schaltervariante (siehe auch Test auf PCGH.de) ähnelte mit ihren Eigenschaften sehr den Cherry MX Blue. Die ebenfalls haptisch taktilen Razer-Orange-Modelle, mit denen die Razer Black Widwow Stealth Edition von 2014 (Link zum Test auf pcgh.de) bestückt war, waren mit den Cherry-MX-Brown-Schaltern vergleichbar.
Razer Huntsman Elite: Razers neues Tastaturflaggschiff mit optisch-mechanischen Schaltern im Test (19) Quelle: PC Games Hardware Mit der Veröffentlichung der Black Widow Chroma im Oktober 2015 bekamen die Razer-Tastenschalter zusätzlich noch eine RGB-Beleuchtung spendiert, 2016 präsentierte Razer zusammen mit der Ornata Chroma den Mecha-Membrane-Schalter. Letzterer kombiniert mechanische und Rubberdome-Tasten, wobei ein kleines Stück Blech für das taktile und akustische Feedback der mechanischen Pendants sorgt. Mit der mit einer gepolsterten Handballenablage versehenen Razer Black Window Chroma V2 (2017, Link zum Test auf pcgh.de) gab erneut ein Razer-Schalter seinen Einstand: der lineare, leise und dank verkürztem Auslöse- (1,2 mm) und Hubweg (3,5 mm) auch schnelle Razer Yellow Switch (Auslösedruck 45 cN [g]). Wie Sie selbst sehen, hat es bei Razer also durchaus Tradition, mit einem neuen Tastaturmodell gleich eine neue Schaltervariante zu präsentieren und genau diese Tradition führt man mit dem Premiummodell Huntsman Elite fort. Wie sich Razer Opto-Mechanical-Switch beim Schreiben und Spielen anfühlt, das erfahren Sie unter anderem im folgendem Test.
Razer Huntsman Elite: Razers neues Tastaturflaggschiff mit optisch-mechanischen Schaltern im Test (5) Quelle: PC Games Hardware Wie bereits beim Vorgänger, der Black Widow Chorma V2, gehört auch bei der Huntsman Elite die Chroma-kompatible RGB-Beleuchtung zu einem der Hauptausstattungsmerkmale. Daher spendiert Razer dem neuen Tastaturflaggschiff eine Einzeltastenbeleuchtung sowie eine als "Underglow" bezeichnete Leuchtleiste rund um das Chassis und die Handballenablage, die aus 38 respektive 21 LEDs besteht. Letztere lassen sich jedoch genauso wie die Lichtspender in Razers neuen, optomechanischen Tastern nur per Software, nicht aber per Taste oder Fn-Tastenkombination ansteuern. Der Nachfolger der Black Widow Chroma V2, dessen Gehäuseoberseite mit einer Platte aus Alu verschönert ist, verfügt, von der zwanzigstufigen Helligkeitsreglung per Fn + F11/12 abgesehen, über keine Beleuchtungseinstellungen per Taste. Dafür liefert Razer dem Spieler mit der Synapse-3-Software und dem dort enthaltenen Chroma Studio ein nützliches Werkzeug zum Festlegen der Beleuchtung. Acht Effekte, die sich einfach aufrufen und modifizieren lassen, stehen bereit. Zusätzlich kann jede einzelne Taste mit wenigen Mausklicks für ein individuelles Schema farbig beleuchtet werden.
Das Erstellen und Zuordnen von Makros auf die nicht doppelt belegten Tasten F1 bis F8 verläuft ebenfalls problemlos, alternativ gibt es eine Direktaufzeichnungsfunktion Fn + F9, für die allerdings auch die Software installiert sein muss. Ein Novum bei der Huntsman Elite ist die Verwaltung der im internen Speicher abgelegten Daten: Sobald die fünf Profile inklusive der erstellten Makros mithilfe der Software einmal gespeichert sind, lassen sie sich per Tastenkombination (Fn + Kontextmenü) auswählen, wobei ein Wechsel der Beleuchtungsfarbe das jeweilige Profil indiziert. Zur weiteren spielergerechten Ausstattung gehören der 10-Key-Rollover, eine Polling-Rate von 1.000 Hz, drei separate Multimediaknöpfe sowie ein Multifunktionsrad mit zusätzlichem Knopf in der Mitte (voreingestellt: Lautstärkenreglung und Stummschaltung). Hinweis zum Testverfahren: Razer hat zur Huntsman Elite am 6. Juni ein Event veranstaltet, das in Hamburg stattfand. PC Games Hardware wurde von Razer eingeladen und auf Kosten von Razer eingeflogen, was bei solchen Veranstaltungen üblich ist und keinen Einfluss auf die Berichterstattung hat. Vor Ort haben wir ein sogenanntes Non Disclosure Agreement (NDA) unterzeichnet, bevor die Veranstaltung anfing. Im NDA wird im Wesentlichen geregelt, dass vertrauliche Informationen nicht vor Ablauf eines bestimmten Datums und einer bestimmten Uhrzeit veröffentlicht werden. Vor Ort gab es auch ein Testmuster des Huntsman Elite, das wir mit in unser Office in Fürth nehmen konnten. Dort haben wir die Tastatur in Ruhe nach unseren eigenen Vorgaben ohne „Fremdeinwirkung“ oder Prüfung durch Razer getestet und den Test geschrieben sowie veröffentlicht.
Die drei separaten, mit Omron-Schaltern bestückten Knöpfe zur Steuerung des Media-Players (Play/Pause, vorheriger/nächster Titel) sowie das per Software mit Funktionen wie Mikrofonlautstärke, Zoom oder Hoch- und Runterscrollen belegbare Drehrad entstanden übrigens nach den Wünschen der Zielgruppe. Die neuen Elemente lassen sich während des Spielens bequemer und schneller bedienen als Multimediatasten, die sich als Doppelbelegung auf der F-Tastenreihe befinden. Was der Huntsman Elite fehlt, sind USB- und Audio-Anschlüsse. Daher fällt die Ausstattungsnote mit 1,68 auch nicht so hoch aus wie bei manchem Konkurrenten, z. B. wie bei der Patriot Viper V770 RGB (1,20), der neuen Corsair K70 RGB MK.2 (1,45) oder der MSI Vigor GK80 (1,63), die in einem Vergleichstest in der PCGH 08/2018 gegen Razers Top-Tastatur antreten.
Razer Huntsman Elite: Razers neues Tastaturflaggschiff mit optisch-mechanischen Schaltern im Test (4) Quelle: PC Games Hardware Während sich die absolut rutschfeste Huntsman Elite bei der Ausstattungswertung eher im oberen Mittelfeld der von uns getesteten mechanischen Gamer-Keyboards einordnet, punktet sie mit ihren Eigenschaften. Dazu gehört zunächst einmal die optimale Ergonomie, für welche die magnetisch andockende und für die Stromversorgung sowie die Synchronisation der Beleuchtungsdaten mit sogenannten Pogo Pins (siehe Bild links) bestückte Handballenablage verantwortlich ist. Letztere ist dank ihres weichen Kunstlederpolsters nicht nur äußerst bequem. Mit ihrer Breite von 9 cm bietet sie auch genügend Auflagefläche für die Handballen, wenn die Hände des Spielers groß und/oder seine Finger lang ausfallen. Dazu kommt eine zweistufige Höhenverstellung (siehe Klickvergleich unten), die dafür sorgt, dass der Nutzer, der einen Anstellwinkel des Tastenfeldes bevorzugt, zwei verschiedene Positionen zur Verfügung hat. Im Zusammenspiel mit der bequemen Handballenablage beugt das einer Ermüdung oder Verkrampfung des Handgelenks gerade beim stundenlangen Spielen oder Schreiben vor.
Die Huntsman Elite überzeugt aber nicht nur mit ihrer Ergonomie. Die Tatsache, dass ausreichend Platz zwischen den Tastenblöcken bleibt, hat uns auch sehr gut gefallen. Da sich die F-Tastenreihe klar von Haupttastenfeld absetzt, kam es beim Schnellschreibtest zu keinen Fehlgriffen, das gleichzeitige Auslösen von zwei Tasten wird im Gegenzug dadurch verhindert, dass der Platz zwischen den Kontaktflächen der Tastenkappen mit ca. 6 mm ausreichend groß ist. Dazu kommt eine spürbare konkave Mulde auf der per Laser-Cut-Verfahren gefertigten Key Cap. Da der Stempel der neuen optisch-mechanischen Razer-Schalter über ein kreuzförmiges Profil verfügt, können Mecha-Modder die Razer Huntsman Elite mit alternativen Keycaps bestücken. Ein Problem, das bei vielen beleuchteten Tastenschaltern auftritt, finden wir auch hier wieder. Da sich das RGB-LED beim Razers opto-mechanischen Taster vorne im Schaltergehäuse befindet, werden nur die Zahlen, nicht aber die Symbole wie "!", "§" oder "$" auf der obersten Tastenreihe beleuchtet.
Razer Huntsman Elite: Razers neues Tastaturflaggschiff mit optisch-mechanischen Schaltern im Test (11) Quelle: PC Games Hardware Das Hauptausstattungsmerkmal der neuen Razer Huntsman Elite sind, wie einleitend erwähnt, die Opto-Mechanical Switches. Wie in den Diagrammen und Bildern unten zu sehen ist, kombiniert der Tastenschalter die aus einem Stempel mit Feder sowie einem Klick-Geräusch am Auslösepunkt bestehende Mechanik mit einem optischen Auslösesignal. Sobald der Stempel den Lichtstrahl durchbricht, wird ein Signal an den Computer geschickt, das zeigt, dass die Taste ausgelöst wurde. Der Schalter ist also akustisch taktil, da der Spieler den Auslösepunkt zwar hört, jedoch nicht spürt. Dafür reagiert der Taster dank seiner optischen Komponente und kurzen Wegen sehr schnell. Ein per Klick-Geräusch akustisch-taktiler Schalter ist laut Razer ein Feature, das sich die Gaming Comunity gewünscht hat und was an einem Großteil der älteren der Black-Widow-Modelle auch vorhanden ist (Cherry-MX-Blue-/Razer-Green-Taster). Wir können uns damit nicht so ganz anfreunden. An der Tatsache, dass der Schalter, den Razer zur Stabilität mit Metallstreben verstärkt und dessen Lebensdauer bei 100 Millionen Anschlägen liegen soll, sehr flott, wenn auch geräuschvoll auslöst, ändert das nichts.
Das Gefühl, das Razers optisch-mechanischer Tastenschalter sich sehr schnell, mit nur leichtem Druck sowie kurzen Wegen betätigen lassen, wird durch die Tatsache verstärkt, das der Razer Opto- Mechanical Switch bereits nach 1,5 mm (0 ± 0.2 mm) auslöst und der gesamte Tastenhub bei 3,5 mm liegt. Dazu kommt ein mit 45 cN(g) recht niedriger und mit Cherrys MX Red/Brown-Tastern vergleichbarer Auslösedruck. An diese Schaltereigenschaften und die Tatsache, dass der neue Switch direkter auslöst als die mechanische Cherry- oder Kailh-Konkurrenz, gewöhnt man sich schnell. Anschließend kann man ihn beim Spielen für besonders flotte Bewegungen sowie beim Schreiben für sehr schnelles Tippen mit minimalem Kraftaufwand nutzen.
Die spielergerechte Ausstattung der Razer Huntsman Elite ist zwar gut, könnte aber noch durch Extras wie USB-/Audioanschlüsse oder eine Hardware-Beleuchtungssteuerung aufgewertet werden. Was jedoch die Ergonomie sowie den Komfort respektive das Tippgefühl betrifft, das durch die direkte Reaktion, die kurzen Schalterwege sowie geringen Aktivierungsdruck der neuen Razer Opto-Mechanical-Tastenschalter entsteht, gibt es keine Luft nach oben - hier ist das Optimum erreicht. Wer allerding partout kein Klickgeräusch bei den Tastern mag, den wird die Razer Huntsmen Elite wahrscheinlich auch mit ihren anderen sehr guten Eigenschaften nicht voll überzeugen können.