Alternative zum Teakdeck: Welcher Decksbelag für wen? Große Marktübersicht 2022 | YACHT

2022-09-03 08:46:04 By : Ms. Shelly Xu

Können die Teak-Alternativen aus Kork, Kunststoff und Komposit dem Original Konkurrenz machen? Und wieviel kosten sie? Die große Übersicht im Download

Hell leuchtende, makellose Decks aus echtem Teakholz galten lange Zeit gewissermaßen als die Könige unter den Decksbelägen. Tatsächlich – das haben wir im ersten Teil des Teak-Spezials gezeigt – sprechen noch heute viele Gründe für die Verwendung des klassischen Materials. Andererseits: Auch geringere Kosten, weniger Pflegeaufwand, ökologisches Bewusstsein und eine dauerhafte gleichbleibende Farbe sind mögliche Wünsche von Eignern. Für sie hält ein wachsender Markt Materialien in Teak-Optik bereit. Optisch sollen die Decksbeläge aus Kunststoff, Kork, Komposit oder Hartschaum überwiegend das klassische Teak-Stabdeck nachempfinden, teils mit verblüffendem Erfolg.

Die große Marktübersicht aus Heft 3/2022 finden Sie hier zum Download (klicken)

Verschiedene Hersteller bieten Decksbeläge aus flexiblem Kunststoff an, auch synthetisches Teak genannt. Ob Flexiteek, Permateek, Dek-King oder Tek-Dek – die Produkte ähneln sich stark und werden nahezu auf dieselbe Weise verarbeitet. Fast alle gibt es in einer Version, in der die Decksleisten in Eigenarbeit miteinander verklebt und verlegt werden sowie in einer Profi-Variante für die werftseitige Installation.

Für Selbstbauer sind Leisten als Rollenware in unterschiedlichen Abmessungen erhältlich (Isiteek, Dek-King, Tek-Dek). Mithilfe von in den Stäben eingearbeiteter Nut und Feder werden sie mit einem PVC-Kleber miteinander verbunden, anhand einer Decksschablone auf Form gebracht und auf das Deck geklebt. Fugen sind optisch bereits in die Planken eingearbeitet. Spezielle Randleisten und breitere Stäbe ermöglichen das Zuschneiden von Laibungen oder Fisch für das Vorschiff. Auch Zubehör wie Scheuerleisten und Handläufe aus dem Kunst-Teak haben die Anbieter im Programm, außerdem die passenden Kleber, Schneidewerkzeuge und Decksroller. Mit 15 bis 20 Prozent Verschnitt muss beim Do-it-yourself-Deck gerechnet werden.

"Wenn man die eigene Arbeitszeit für das Verlegen noch einkalkuliert, ist das auch nicht ganz günstig", erklärt Christian Ubben, der den Vertrieb der schwedischen Produkte Flexiteek und Isiteek in Deutschland leitet. Wer sich die Arbeit nicht machen möchte oder zwei linke Hände hat, wendet sich an eine Refit-Werft oder einen spezialisierten Verlegebetrieb. Hier stehen wiederum zwei Optionen zur Auswahl: Entweder man fertigt die Decksschablone selbst an, etwa aus festem Packpapier, und verklebt später den werftseitig angefertigten Decksbelag. Oder die Fachleute übernehmen das volle Programm, was jedoch mit einigen hundert Euro mehr pro Quadratmeter zu Buche schlägt.

Der große Unterschied zwischen der Selbstbau- und der Profi-Version: Bei Letzterer werden die einzelnen Leisten chemisch miteinander verschweißt anstatt verklebt. "So werden die Nähte absolut dicht, und kein Wasser kann eindringen", sagt Ubben. Bei gründlicher Vorgehensweise im Selbstbau sollte das aber ebenfalls nicht passieren. Gegenüber einem verschraubten und verfugten Teakdeck ist das ein großer Vorteil. Außerdem versprechen die Hersteller, dass der Kunststoff in Holzoptik pflegeleicht ist: Flecken ziehen nicht ins Material, das nach Erfahrungsberichten einiger Anwender auch die Behandlung mit einem Hochdruckreiniger aushält.

Kunststoff-Teak ist deutlich günstiger, fühlt sich aber anders an

Die Plöner Sirius-Werft schwört mittlerweile auf Kunst-Teak. "2014 haben wir Flexiteek erstmals ausprobiert", berichtet Sven Düsener, zuständig für den Einkauf bei Sirius. "Das kam bei den Kunden so gut an, dass wir es seitdem fast nur noch verlegen." Auf neun von zehn Yachten, die die Hallen in Plön verlassen, liegt heute das Teak-Imitat. Der Preisvorteil gegenüber einem Teakholzdeck ist eindeutig: Für eine Sirius 310 DS kostet dies 8760 Euro, das Flexiteek-Deck lediglich 4240 Euro.

Zudem können sich die künftigen Eigner ausleben: Flexiteek ist – wie die anderen Kunst-Teaks auch – in verschiedenen Leisten- und Fugenfarben erhältlich (Design-Konfigurator auf www.ubben-decks.de). Ausgerechnet der graue Farbton, den Teak durch seine Patina annimmt, wird bei Sirius am häufigsten nachgefragt – auch wenn die Stärke des Teak-Imitats ja eigentlich ist, dass es, anders als das natürliche Vorbild, seine Ausgangsfarbe behält. In der verwitterten Farbe ("weathered") harmoniert es jedoch am ehesten mit anderen originalen Teakbauteilen an Bord.

"Neueinsteiger könnten es für echtes Teak halten. Denn durch das Schleifen nach dem Verlegen bekommt es eine raue Oberfläche, die es Teak sehr ähnlich macht", erklärt Düsener. Und doch: "Echtes Teak ist handschmeichelnd, das ist Flexiteek nicht so sehr. Im Vergleich zu Holz ist es totes Material. Von der Haptik her ist echtes Teak Luxus." Gute Argumente für die Echtholz-Verfechter.

Ein weiterer Nachteil des PVC-Belags ist, dass er sich in der Sonne schnell und stark aufheizt, was das Barfußlaufen unangenehm bis unmöglich macht. Um Abhilfe zu schaffen, werden mittlerweile sogenannte Mikroballons in das Material eingearbeitet. Durch den so entstehenden höheren Luftanteil soll der Belag weniger heiß werden und schneller wieder abkühlen.

Ist Kork das bessere Teak?

Zu starkes Aufheizen ist ein Problem, das Decksbeläge aus Kork schon durch ihre Beschaffenheit nicht in dem Ausmaß haben. Der hohe eingeschlossene Luftanteil macht sie leicht und wärmeisolierend. Sie heizen sich in der Sonne nicht so stark auf wie Kunst-Teak, wirken schalldämmend und fühlen sich unter den Füßen angenehm weich an. Korkdecksbeläge bestehen aus Granulat der Korkbaum-Rinde und werden mit Bindemittel verpresst – sind also wie Teakholz letztlich ein Naturprodukt.

Auch Kork wird als Leisten angeboten, die verklebt, verfugt und anschließend geschliffen werden. Es lässt sich leicht schneiden und wie synthetisches Teak auf GFK-, Stahl-, Aluminium- oder Sperrholzuntergrund verlegen. Wichtig ist hierbei ebenfalls, dass die Reste des alten Decksbelags vollständig entfernt sind. Auch Korkdecks werden von Servicebetrieben nach Schablone hergestellt und verlegt. Das Material gilt als rutschfest und langlebig und lässt sich bei kleinen Beschädigungen leicht ausbessern. Allerdings ist es durch seine eigenständige Maserung, die sich bei Betrachtung aus der Nähe stark von dem Faserverlauf eines Teakdecks unterscheidet, als Imitat bedingt geeignet.

Als Naturprodukt ist es per se nur in einer Farbe erhältlich. Und es erfordert einen gewissen Pflegeaufwand: "Soll ein Korkdeck seine natürliche Farbe behalten, sollte man es mindestens vor und nach der Saison mit einem Naturöl einreiben", erklärt Franz Stapelbroek vom Verlegebetrieb Marinekork. Andernfalls bildet es, genau wie Teakholz, allmählich eine graue Patina. Versiegelt oder gelackt werden muss es laut Stapelbroek nicht.

Für die Reinigung eines Korkdecks eignen sich eine weiche Bürste, Wasser und allenfalls ein wenig Spül- oder mildes Reinigungsmittel. Hartnäckige Verschmutzungen können sowohl auf Kork als auch auf Kunstteak abgeschliffen werden. Wem eine Stabdeckoptik nicht wichtig ist, für den könnte Kork in Mattenform das Richtige sein. Im Handel wird es beispielsweise als "Secutred" angeboten. Es kann in Leisten zerschnitten oder in größeren Segmenten, ganz ohne Fugen, verlegt werden – was Geld und Arbeit spart.

Was taugen Edel-Alternativen wie Esthec?

Als Porsche unter den Teak-Alternativen positioniert der niederländische Kunststoffhersteller Bolidt den Komposit-Belag Esthec. Wurde dieser ursprünglich für den Einsatz auf Luxusyachten und Kreuzfahrtschiffen entwickelt, ist er inzwischen auch immer häufiger auf Segelyachten zu sehen. "Unser Ziel ist nicht, ein weiteres Teak-Imitat zu sein, sondern die bessere Alternative", sagt Peter Minder, Inhaber der Schweizer Heinrich-Werft, die eines von drei Vertriebszentren in Europa ist.

Das Kompositmaterial wird in Segmenten gefertigt. 13 verschiedene Farben von "Champagne" bis "Chocolat" sind möglich, dazu fünf verschiedene für die Fugen. Sie werden gefräst, was verschiedenste Motive ermöglicht: Die klassische Stabdeck-Optik, aber auch Punkte, Kreise, Logos – "bis hin zu extraverrückt ist alles möglich. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt", sagt Minder. Jüngst hat der Hersteller gar einen im Dunkeln leuchtenden Decksbelag in die Produktpalette aufgenommen, der sich tagsüber durch seine Lichtspeicherfähigkeit wieder auflädt.

Von der grafischen Gestaltungsfreiheit einmal abgesehen, sollen die Vorteile von Esthec in der hohen Rutschfestigkeit, der Dichtigkeit (keine Leisten werden miteinander verklebt) und in der langen Lebensdauer liegen. Preislich ist das Nobel-Deck dann aber auch mit Teak vergleichbar – mindestens. Rund 15 000 Euro sind für den Belag einer 30-Fuß-Yacht zu veranschlagen – von A bis Z geplant und verlegt allerdings. Denn im Gegensatz zu Kunst-Teak und Kork ist Esthec kein Endkundenprodukt, sondern zur Verarbeitung in zertifizierten Fachbetrieben vorgesehen.

Die günstigste Variante: Rollmatten mit Teak-Muster

Wesentlich preiswerter sind Rollenware und Matten in Teak-Layout, zum Beispiel der "Antislide Marine Floor" von Gisatex oder das sogenannte "Atlanteak" von Treadmaster. Sie müssen zurechtgeschnitten und an Deck verklebt werden. Dem Decksverlauf folgen die (rein optischen) Planken und Fugen dann allerdings nicht, was die Beläge für gerade Flächen wie Badeplattformen oder Cockpitbänke prädestiniert.

Ähnlich bei "Faux Teak" von Seadek, einem Belag aus geschlossenporigem EVA-Schaum, der aus zwei unterschiedlich farbigen Lagen besteht. Aus der oberen wird auf Kundenwunsch Material abgetragen, so entsteht die Fugenoptik. Weitere Motive und ungewöhnliche Farbkombinationen sind möglich. Durch die selbstklebende Rückseite werden die zugeschnittenen Matten verhältnismäßig einfach an Deck angebracht. Auch der Hersteller des Dek-King-Belags Wilks hat selbstklebende Antirutsch-Streifen in Teakholz-Optik im Angebot. Bisher sind sie jedoch nur über dessen Onlineshop erhältlich.

Im Vergleich zu einem verlegten Teakholz-Stabdeck (etwa 1000 bis 1400 Euro je Quadratmeter) sind die meisten Alternativen günstiger. Doch selbst mit einem Teak-Imitat ist man auf einer mittelgroßen Segelyacht schnell mit einigen tausend Euro dabei. Der große Vorteil jedoch: Die Möglichkeiten für individuelle Decksgestaltung sind so groß wie nie zuvor, und der Pflegeaufwand sinkt gegen null.

Decksbelag: Alternativen zum Holzdeck (pdf)

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